Ein unergründliches Feuilleton für Reisende




Wenn es doch nur ein Job und keine Berufung wäre

Eine kleine Science Fiktion Story am Rande der Zeit


Die Nächte weichen den feuchten, nebligen Tagen. Die Schleier zwischen den Welten sind dünn wie Reispapier nach Halloween. War es ein reiches oder mageres Jahr ? Können wir Rücklagen bilden für den Herbst und Winter des Lebens. Das sind einige der Fragen, die sich jetzt die Gastgeber*innen in Unteruhldingen, Seefelden, Oberuhldingen oder Mühlhofen stellen, wenige Tage nach Saisonende. Obwohl die Luft feucht und schwer scheint, gewürzt mit dem erdigen Duft feuchter Blätter, fühlt man sich leicht in der Mittagssonne. Der Geruch von Putzmitteln entweicht langsam aus den Räumen und ihm folgen die zurückgelassenen kühlen Parfum spuren der letzten Gäste.

Für den nördlichen Bodenseekreis sind die Inhaber geführten Pensionen und mittelständischen Hotelbetriebe vorherrschend, die wenigen, größeren Häuser eine sinnvolle Ergänzung. Nur für Bettenburgen, wie in alpinen Skigebieten oder einen Ballermann ist an den kleinen Strandabschnitten kein Platz. Die Gegend, das sind Orte, an denen man Werte vermitteln kann. Orte der zuverlässigen Bodenhaftung. Gemeinden, die verschont blieben vom kurzen Ruhm der Party Metropolen. Die Generation Golf ist mit Tempo an die Wand gefahren und sucht nach Heilbehandlung im überschaubaren Kurhotel. Man muss schon aufpassen, dass nicht selbsternannte Event Manager, die ehemals Nacktflüge nach Usedom für überspannte Versicherungsagenten vermittelten, in Regierungspositionen wechseln, weil manchem Landrat und Bürgermeister "der Kamm" schwillt. Günstlinge waren nie objektive Berater, wie man leicht an ihrem lädierten Ruf oder der Profil optimierten Biographie erkennen kann. Man sollte fragen, woher die Unruhe kommt und ob sie "auf der Flucht" sind.

Die Vermieter*innen sind noch ein wenig blass um die Nase kurz nach Saisonende, der Zeit die wieder einmal anstrengend und doch befriedigend war, weil so viele Dauergäste "an Bord" waren. Die Frage nach der Vernunft von Gemeinderäten und Bürgermeister steht im Raum. Warum und ob die Einführung der sogenannte Echt Bodensee Card erzwungen werden kann. Stehen Gemeinderäte Und Bürgermeister wirklich so extrem unter der Vormundschaft des Landratsamt, dass sie die Entscheidung über wichtige Zukunftsfragen der Tourist Information überlassen wollen? Gemeinderätin, das hieß soziale Verantwortung und war nie Sprungbrett für eine TI - Büroleiterin zum Job der Hostess bei einer Tourismus Börse.

Keiner will Touristengruppen wie in den Metropolen, die sich in Bahnen oder Busse drängen, hüpfen, grölen, Pikkolos leeren bis der Wagen schwebt, weil man sich für das gesparte Fahrgeld besaufen kann. Keiner will Geschäftsstraßen nur mit Trink- und Spielhallen oder Andenken- und Billigmodeläden, aus denen Anwohner, Handwerker, Bäcker, Metzger und der Dorfladen längst geflohen sind, wegen der zu hohen Mieten. Wo der Schlüsseldienst erst von "weit vor der Stadt" herkommen muss und entsprechend hohe Anfahrt kosten berechnet. Aus den Großstädten ist das Phänomen bekannt, dass man verstärkt Sicherheitspersonal oder hohe, schwere Eisengitter benötigt um eine Grundversorgung öffentlicher Ordnung zu garantieren, nur weil es an "wachsamen" Nachbarn fehlt, die sich billigere Wohnungen im Umland suchen mussten. Wo jetzt Touristen in Bussen und Bahnen fahren, kommen die Arbeitskräfte aus dem Umland. Mit dem Auto in den Ort, weil es im Hinterland an ÖPNV – Angeboten mangelt. Das war es dann auch schon mit dem Umweltschutz. Ein Verkehrsbedarf erzeugt den nächsten und sorgt gleich noch für verstärkten Lieferverkehr.
Auf der ständigen Suche nach neuen Reizen und Attraktionen verliert man sich in der Atemlosigkeit gehetzter Hasen. Der ECE Monopolist Otto übernahm aus einem Nostalgie Gefühl heraus die Bahnlinie zwischen Ulm und Singen in Kooperation mit der DB Regio. Ein Wagen ist als First Class Business und rollendes Reise – Informationszentrum ausgerüstet. Freundliches Personal stellt die neue Kartengeneration vor. Kein Mensch fragt mehr nach dem Vorgängermodell Echt Bodensee Card mit der umständlichen, überteuerten Pfandregelung. Die DBT wurde dem Friedrichshafener Flughafen angeschlossen und bietet neben Nacktflügen nach Usedom, SM-Partys, auch Hochzeiten über den Wolken in acht Minuten. Die ehemaligen Mitarbeiter*innen erhalten jetzt Mindestlohn und eine Leistungsprämie genannte Umsatzbeteiligung bis alle Gesellschafterbeteiligungen und Darlehen getilgt sind. Aufsichtsräte der DBT, bodo und touristische Beiräte hatten sich flink zurückgezogen.

Ob für Bodenseekreis oder Schwarzwald, jeder bekommt seine Willkommenskarte für drei Tage, ohne Aufpreis, gratis. Die frühere Kurtaxe wird von den Werbegemeinschaften ECE – Shopping Malls, der ECE Regio-Tourist-Management und regionalen Werbegemeinschaften, sowie für Zimmer- und Ferienwohnungsvermittlung, auch Eintrittskartenvermarktung refinanziert. Bei einem Umsatz von 200 Euro erhalten Touristen die Karte für weitere drei Tage umsonst. Die gesetzliche Meldepflicht erfolgt über das GO IN System, bei Freischaltung des WLAN -zugangs im Beherbergungsbetrieb. Ein e-Book ersetzt alle Drucksachen der früheren TI´s und punktet durch stimmungsvolle Bildervielfalt, deren Auswahl über einen Vorlieben Filter gesteuert wird. Die TI -Mitarbeiter*innen arbeiten im Dreischichtbetrieb als Tour-Scout bei Exkursionen, die im Internet u.a. als "Original UM Pub Crawl" vermarktet werden. Sie bestehen aus dem Besuch von drei Kneipen und der Disco - Night im Welterbesaal, der früheren Tourist Info. Wahlweise als Klassik, Disco-Night oder Seerausch – Event.

Die Vereinigung Gastgeber Uhldingen-Muehlhofen haben die, durch Wegfall von Kurtaxe und Fremdenverkehrsabgabe, ersparten Mittel für den Umbau ihrer Häuser nach Kundenwünschen genutzt. Das Haupthaus des Kessler - Ensembles startet, nach erfolgreichem Umbau, im Style der frühen 70er Jahre. Bekannte Künstler der vergangenen Zeit erkundigen sich nach einem Dauermietverhältnis. Der alte Marktplatz wurde zum japanischen Zen Garten mit modernster Lichtinstallation. Jedes Jahr stehen durch den Wegfall der TUM eine Million Euro für ökologische Umbaumaßnahmen zur Verfügung. Die Gemeinde ist der DBT im letzten Augenblick nicht beigetreten und dadurch frei von finanziellen Verbindlichkeiten.

Der beliebte Campingplatz Seeperle steht vorwiegend Altkunden im Self - Service Betrieb zur Verfügung. Manfred Maier, Herbert März und Christoph Birkenmayer, das Dream-Team der ersten Stunde, sind zu Referenten und erfolgreichen Key Note Speaker gewachsen. Sie haben sinnvolle Strategien für ein erfülltes Leben, sinnvollen Umgang mit der Zeit und den Rhythmus der Jahreszeiten entwickelt. Es finden regelmäßige Neumondversammlungen mit Kneipp – Anwendungen für Vereinsmitglieder und Gäste statt. Die Friedensbotschafter* rinnen der Bodenseeschule haben die Seelandschaft mit ihren Eigenheiten in zahlreichen Destinationen bekannt gemacht und einen internationalen Jugendaustausch für Abiturienten zum Leben erweckt. Chinesische Philosophen und Russische Oligarchen verhandeln über eine Rechteüberlassung. Sie wollen die Gemeinde Original getreu "nachbauen". Viele Dauergäste berichten über schönste Tage, erfülltes und gelebtes Leben. Eine Brigade polnischer Landarbeiter*innen hat sich angesiedelt und ein Refugium auf Allmende Grund errichtet, zur Selbstversorgung. Ein Comenius Garten belebt den Ort als Naturkalender. Die wenigen freien Grundstücke stehen für einen Verkauf und die Errichtung von Betongoldbauten nicht mehr zur Verfügung, sie werden von der Gemeinschaft erworben und dem Allmendegut zugeführt. Das Wissen um den sinnvollen Umgang mit Zeit, Glück und Moral wird zur Basis eines Mehrwertsystems. Bereits nach weniger als fünf Jahren sind die Früchte eines neuen Welttourismus erlebbar. Ein Glück, dass es kein Job sondern eine Berufung war, heißt es jetzt. Jeder hat die Freiheit seinen Gedanken zu folgen.
Die nächsten Veröffentlichungen füllen den Bildschirm bei Gastgeber Uhldingen-Muehlhofen schon bald. Wenn es denn die Auseinandersetzung mit der Gemeinde, der DBT und dem Bürgermeister, wie auch dem Landratsamt zulässt.


Den Alten eine Heimat – der Jugend eine Zukunft

 

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